Hintergrund und Vordenker
Erlebnisorientierte Familientherapie
“Begegnungen sind am wichtigsten, um die Fähigkeiten zu entwickeln, die wir zur Bewältigung künftiger Ereignisse brauchen. Die Begegnungen, die innerhalb unserer Familie stattfinden - ob einst oder jetzt - fördern und beeinflussen unsere Fähigkeiten am meisten.”
Walter Kempler
“Ich strebe kein Modell an. Ein Modell im Kopf lässt die Wirklichkeit da draußen ersterben -sprich: das Modell wird ihr nicht gerecht.”
Jesper Juul
Walter Kempler (US-amerikanischer Psychotherapeut, 1923-2007) und Jesper Juul (dänischer Familientherapeut und Autor, 1948-2019) gründeten in Dänemark das Kempler Institute of Scandinavia, das Juul viele Jahre leitete. Von dort ausgehend brachten sie, gemeinsam mit anderen TherapeutInnen, die erlebnisorientierte Familientherapie nach Europa.
Wichtige Wurzeln dieser Therapieform liegen unter anderem in der Arbeit von Carl Rogers (klientenzentrierte Psychotherapie), Fritz Perls (Gestalttherapie) und Irvin D. Yalom (existentielle Psychotherapie).
Merkmal der erlebnisorientierten Familientherapie ist, dass sie nicht mit strikten Methoden und Theorien arbeitet, sondern verschiedene Ansätze einbezieht.
Im Zentrum der erlebnisorientierten Therapie steht jedoch die Beziehung zwischen Klienten und Therapeut/in. Diese gilt inzwischen als einer der wichtigsten Faktoren für die Wirksamkeit einer Therapie.
Die therapeutische Beziehung und das therapeutische Gespräch im Sinne Jesper Juuls ist geprägt von Authentizität, Gleichwürdigkeit und Verantwortung.
Die erlebnisorientierte Familientherapie hat die ganze Familie und die Beziehung aller Beteiligten zueinander im Blick. Dabei geht es weniger um Vergangenheit und Zukunft, als vielmehr darum, wie alle Beteiligten sich im Hier und Jetzt vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Erfahrungen zueinander verhalten und miteinander erleben. Durch die Begegnungen innerhalb der Therapie bieten sich fortlaufend Möglichkeiten, Erkenntnisse zu gewinnen, destruktive Strukturen zu erkennen und Veränderung zu bewirken.
“Das therapeutische Gespräch ist ein Gespräch, das auf Augenhöhe geführt wird und beide Seiten bereichert (...) Ein Gespräch, das uns beeinflusst, inspiriert, unseren Blick weitet und unsere Handlungsmöglichkeiten vergrößert.”
Jesper Juul